Was macht eigentlich die Seniorenvertretung Neukölln?

Im Laufe des ersten Halbjahres 2023 haben wir eine Beratungsstruktur für die Senioren und Seniorinnen in Neukölln aufgebaut, wo Anliegen und Belange aufgenommen, bearbeitet oder weitergeleitet werden.

Neben unseren persönlichen Sprechstunden sind wir zudem auch auf ausgewählten Veranstaltungen des Bezirks (kürzlich z.B. bei den 650-Jahrfeiern von Buckow und Rudow) und darüber hinaus mit einem Stand vertreten, um Fragen und Anregungen entgegenzunehmen.

In den monatlichen Zusammenkünften planen wir Seniorenvertreter*innen interessante Informationsveranstaltungen und -ausflüge. So gab es z.B. den Besuch in der Helene-Nathan-Bibliothek, wo speziell seniorenrelevante Angebote vorgestellt wurden, oder die Aufklärung über Trickbetrügereien und den Schutz davor durch einen engagierten und erfahrenen Kriminalbeamten.

Als besonders eindrucksvoll erwies sich eine „politische Stadtrundfahrt“ mit unserem Neuköllner Bundestagsabgeordneten Hakan Demir, die neben dem Besuch des Paul-Löbe-Hauses inkl. Gespräch mit dem Politiker auch Ausstellungen, ein gemeinsames Mittagessen und eine Rundfahrt durch die Innenstadt mit kompetenten und kurzweiligen Erläuterungen umfasste. Eine kostenlose Tagesfahrt, die aufgrund der rundweg positiven Resonanz den Teilnehmenden im Gedächtnis bleiben wird.

Immer wieder laden wir in unsere öffentlichen Plenumssitzungen auch Menschen mit besonderen Projekten ein. Ein Beispiel dafür ist Lisa Lauter gewesen, die mit dem Anliegen Jung und Alt zu verbinden, unter dem Titel „Old and Gold“ Interviews erstellt, um sie als podcasts zu veröffentlichten (https://oldandgoldpodcast.com/anhoeren). Auch mit Themen wie Trauerbewältigung, ehrenamtliches Engagement und Digitalisierung im Alter beschäftigen wir uns, wobei wir jederzeit weitere Anregungen gerne entgegennehmen.

Neben den genannten Aktivitäten, gibt es auch viel Gremienarbeit (Landes- und Bezirksebene). Während es ein erfolgreiches Wirken mit dem Senioren Service und dem Dezernat „Soziales“ gibt, ist die Arbeit mit der BVV noch Ausbau fähig. Auch hier sind wir dran, unseren Anliegen Gehör zu verschaffen.

Machen Sie mit. Mitmachen. Mitgestalten. Ü60 ist das Motto.

E-Mail: info@Seniorenvertretung-Neukoelln.de / Telefon: 030 90239-2779

Einsamkeit bis in den Tod

Eine Feierstunde für Menschen,die einsam gestorben und beigesetzt worden sind

Schon zum vierten Mal hat am 15. Januar die Neuköllner Gedenkfeier für einsam Verstorbene in der Philipp-Melanchthon-Kirche stattgefunden, die diesmal sogar per Livestream verfolgt werden konnte bzw. angeschaut werden kann (zum Video). Diese Menschen wurden ordnungsbehördlich bestattet – so heißt das im Amtsdeutsch. Das sind Neuköllner*innen, die mit uns in diesem Bezirk gelebt haben, denen wir vielleicht auf der Straße, beim Arzt, im Supermarkt begegnet sind. Das sind Menschen, die allein in ihren Wohnungen oder auf der Straße gestorben sind oder keine Angehörigen hatten, die ihre Asche auf dem Weg zum Grab begleitet haben, und überwiegend im Seniorenalter waren.

Im Jahr 2022 betraf dies 209 Neuköllner Senior*innen und 14 jüngere Menschen, die nun auf dem alten Domfriedhof St. Hedwig in Mitte ihre letzte Ruhestätte fanden und derer in einer Feierstunde gedacht wurde. Schon beim Eintritt in den sakralen Raum strahlte den Besucher*innen eine Lichterspirale im Altarraum ent­gegen und schaffte eine feierliche Atmosphäre. Für jeden Verstorbenen flackerte eine kleine Kerze, und ihre Anzahl machte betroffen. Nach den einstimmenden Orgelklängen von J.S. Bachs »Air« durch die Kantorin Arisa Ishibashi begrüßten die beteiligten Institutionen die in recht großer Anzahl erschienenen Gäste, darunter auch verschiedene Bezirksverordnete, die stellvertretend für viele an dieser Feier teilnahmen.

Anteilnahme am Schicksal dieser Menschen zu Lebzeiten ist eine immer­währende Aufgabe der Gesellschaft, der wir uns besonders auch in der Neuköllner Senioren­vertretung widmen möchten. So sprach Bürgermeister Martin Hikel seinen Dank dafür aus, dass diesen Menschen durch die Gedenk­stunde eine Würdigung zuteilwird und Superintendent Dr. Christian Nottmeier wies auf die Bedeutung des Namens hin, den ein jeder Mensch bei seiner Geburt bekommt, indem er aus dem Alten Testament zitierte: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.« Gerhard Paul vom Vorstand der Heilhaus-Stiftung Ursa Paul erläuterte die Bedeutung der Spirale als ein Symbol des Lebensweges von der Geburt bis zum Tod. Anschließend leitete der Pfarrer von St. Clara, Ulrich Kotzur, mit einem berührenden Eintrag aus dem Gästebuch zum Verlesen der einzelnen Namen über.

Und dann hatte jeder Name Raum, bekam Gewicht, durfte wirken. Neben Bürgerinnen und Bürgern verlasen auch die Bildungsstadträtin Karin Korte und Sozialstadt Falko Liecke Namen der Verstorbenen, unterbrochen von musikalischen Beiträgen, die zu Herzen gingen und den Nachhall der Namen verstärkten. Besonders der Klang eines Flötensolos erreichte die Herzen der Gäste, und ein sanftes Gesangsduo beeindruckte, nahm es doch die Bedeutung der Spirale mit den Worten von Ursa Paul und der Musik von Michael Hoffmann auf:

Geburt
das Kommen aus der Liebe
Tod
das Zurückgehen in die Liebe
Der Zwischenraum unser Leben
ein Geschenk,
um diese Liebe in unseren Seelen zu entfalten

Als der Chor vom Freundeskreis für Lebensenergie e.V. gegen Ende mit Gitarren- und Orgelbegleitung das »Halleluja« von Leonard Cohen anstimmte, beteiligten sich auch die Besucher*innen an der würdigen Ehrung der Verstorbenen, indem sie mitsangen.

Den gemeinsamen Abschluss bildete das vom gastgebenden Pastor Jan von Campenhausen und dem katholischen Pfarrer gesprochene »Vater unser«, das viele Teilnehmende mitbeteten.

Obwohl die letzten Orgeltöne zu „Bist du bei mir“ von J.S. Bach schon lange verklungen waren, blieben die Menschen noch minutenlang in Stille sitzen, ehe sie sich zum Austausch bei Getränken und einem kleinen Imbiss trafen. Hier wurde die Atmosphäre leichter und vertiefende Gespräche über die Notwenigkeit, der Einsamkeit durch Aufmerksamkeit, Mitmenschlichkeit und Angebote rechtzeitig zu begegnen, fanden statt. Schließlich wünschen wir uns alle eine liebevolle Sterbebegleitung und einen würdigen Abschied im Kreise von anteilnehmenden Menschen.

Neuköllner Seniorenvertretung

Bestattungsfeld der einsam Verstorbenen.
Alter Domfriedhof St. Hedwig. Liesenstraße 8

Die Britzer Weinkultur

Wer hätte gedacht, dass Berlin ein offizielles Weinanbaugebiet ist?

Wir – ca. 20 überwiegend Senior*innen –, die der Einladung des Britzer Weinkultur e.V. gefolgt waren, sicher nicht.

Aber wir ließen uns von kompetenten Fachleuten aufklären: bei recht frischen Temperaturen im „grünen Klassenzimmer“ sitzend erfuhren wir, wie der Wein bereits im 12. Jahrhundert nach Berlin kam und heute 2000 Rebstöcke und 10 Rebanlagen (Volkspark Humboldthain, Hessische Landesvertretung, Stadion Wilmersdorf, Max-von-Laue-Oberschule, Wiener Weingast‘l am Wasserturm, Volkspark Prenzlauer Berg, Gärtnerei Hofgrün, Carl-Legien-Schule, Britzer Weingut) umfasst.

Rebstöcke im Frühling

Bei Verkostung eines 12%igen exzellenten Rotweins konnten viele Fragen zu Rebsorten, Hege, Verarbeitung und Reinheit beantwortet werden. Bei einem Rundgang über das Weingut zwischen den noch unbelaubten Rebstöcken konnten wir uns einen Eindruck verschaffen, wie viele Arbeitsschritte und liebevolle Pflege zu einem guten Weinergebnis notwendig sind. Zum Aufwärmen und zur Verkostung des Weißweins nahmen wir in der Winzerstube Platz, wo wir zusätzlich mit kleinen Leckereien verwöhnt wurden.

Im kleinen Hofladen freuen sich Mitarbeiter*innen der Agrarbörse Deutschland e.V. auf Besuch. Montags bis freitags zwischen neun und 14 Uhr können dort u.a. die Britzer Weine erworben werden. Eine Bücherstube lädt ein zum Stöbern, Lesen und Tauschen von gebrauchten Büchern. Und auch tierische Gäste sind herzlich willkommen: ein Insektenhotel wird rege genutzt und ein Imker kümmert sich vor Ort um regionalen Honig. Außerdem können Kenntnisse zu Kräutern anhand einer Kräuterschnecke aufgefrischt werden. Die Vielfalt und das liebevolle Engagement haben die Besucher*innen verzaubert.

Die durchweg ehrenamtlich aktiven Vereinsmitglieder, zu denen überwiegend Senior*innen – darunter einige Bezirks­verordnete – gehören, bieten neben regel­mäßigen Führungen auch diverse Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte und Vorträge an. Es lohnt sich also immer wieder, diesen inspirierenden Ort aufzusuchen. Übrigens findet sich ein Hinweis darauf, dass Neukölln schon lange zu den Weinanbaugebieten Berlins gehört, auch im Wappen unseres Bezirks, das neben dem Brandenburger Adler und dem Johanniterkreuz den Abendmahlskelch der Böhmischen Kolonisten zeigt.

Neuköllner Seniorenvertretung
Christiane Wanjura-Hübner und Gabriele Küchler

Alt und Jung im Comeniusgarten

Anfang Oktober trafen sich acht kulturbeflissene Seniorinnen und ein Senior, um sich vom Initiator des Comeniusgartens Henning Vierck durch das kleine 1995 eröffnete Paradies mitten im Böhmischen Dorf führen zu lassen. Während des Wartens auf Einlass winkte uns der zufällig vorbeikommende Neuköllner Bundestags­abgeordnete Hakan Demir von der anderen Straßenseite zu. Und kaum durften wir den Garten betreten, kamen auch schon die ersten Kita-Gruppen hereingelaufen und begrüßten den Politologen und Wissenschaftler sehr selbstbewusst mit einem fröhlichen „Hallo, Henning“.

Das Werk des mährischen Philosophen, Bischof und Pädagogen Johann Amos Comenius (*1592 / +1670) wurde in diesem Garten wissenschaftshistorisch rekonstruiert: Der Rundgang zeichnet den Lebensweg des Menschen nach, während Themen aus verschiedenen Werken und dem wissenschaftsgeschichtlichen Umfeld des Theologen umgesetzt werden. 

Wir Besucher*innen trotzen dem Wind und genossen die Schönheit des Ortes inklusive der kompetenten Ausführungen seines Begründers, der mit viel Herzblut vor allem den Kindern vielfältige Naturerlebnisse mit seinem Lebenswerk vermitteln möchte.

Christiane Wanjura-Hübner

Eröffnungsveranstaltung der 47. Berliner Seniorenwoche 2021

Dieses Mal fand die Eröffnungsveranstaltung im Süden Berlins im Britzer Garten statt. Viele Besucher*innen hatten einen weiten Weg bis dahin. Doch konnten alle, die bisher noch nicht den Weg zum Britzer Garten gefunden hatten, die Gelegenheit nutzen, die Schönheit und Vielfalt des Britzer Gartens kennenzulernen. Wir Neuköllner*innen hatten es dafür mal etwas näher zu dieser Veranstaltung unter freiem Himmel. 

Und der Wettergott war uns hold: besseres Wetter hätten wir uns kaum wünschen können.

Die Eingangsreden des Bezirksbürgermeisters von Neukölln Herrn Hikel, der Senatorin Frau Breitenbach, der Vorsitzenden der Landesseniorenvertretung Berlin Frau Dr. Hambach und anderen Vertreter*innen aus der Politik waren kurz und gut gehalten. So blieb genügend Zeit für das anschließende Programm. Sowohl der Berliner Kneipenchor als auch die Seniorengruppe Fallobst sorgten für gute Unterhaltung.

Der Berliner Kneipenchor beeindruckte mich durch seine Vielseitigkeit. Besonders gut gefiel mir, dass dadurch auch die jüngere Generation bei dieser Seniorenveranstaltung mitwirkte. Der Altersdurchschnitt bei der Auftakt­veranstaltung der Seniorenwoche konnte durch die Mitglieder des Chors um Einiges gesenkt werden.

Der lebhafte Auftritt der Theatergruppe Fallobst machte Lust auf mehr. Es gibt doch immer wieder tolle Gruppen, in denen es sich lohnt, nicht nur passiv dabei zu sein, sondern auch aktiv mit zu machen!

Die Präsentation der Wanderausstellung kann nur eine Auswahl von zahlreichen Initiativen älterer Menschen aufzeigen, die durch ihr Engagement in unterschiedlichsten Bereichen ehrenamtlich tätig sind. Sehr schön sind die Fotos und der Katalog zur Wanderausstellung. Diesen werde ich mit Sicherheit gut verwahren und immer mal wieder mit Freude lesen und schauen.

Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung gab es noch lecker Häppchen und unterschiedliche Getränke für alle Teilnehmenden. So war es ein rundum gelungener  Vormittag.

Es blieb auch genügend Zeit, sich danach noch ein paar Stunden im Britzer Garten auf zuhalten und das gute Wetter zu genießen!

Gabriele Küchler – Seniorenvertretung Neukölln